Meine Reise
Meine Reise begann in einem Corporate…
Und da war ich nun als Noch-Mitarbeiterin in einem Corporate, 38 Jahre, 15 kg schwerer, 400 Überstunden in nur einem Jahr, kein bzw. ein anspruchsvolles Privatleben, ungesunde Ernährung, frustriert, ausgelaugt und verzweifelt. Hatte ich denn nicht alles richtig gemacht? Bisher waren doch alle anderen äusserst zufrieden. Als High Performer hatte ich die Erwartungen immer übertroffen. Nur, plötzlich waren sie da, die Umstrukturierung und mit ihr eine neue Line Managerin. Nichts sollte sich ändern, und dennoch änderte sich alles für mich.
Warum immer ich?
Plötzlich war ich nicht mehr gut genug. Anderen bei der Erreichung ihrer Ziele zu helfen, reichte nicht mehr aus. Mein Wertesystem entsprach nicht mehr der erwünschten Norm. Ich fühlte mich zunehmend eingesperrt, eine freiheitsliebende Person wie ich musste nun über jeden Schritt berichten. Natürlich reagierte ich mit allen Emotionen, die die Evolution dem Menschen zum Überleben geschenkt hat. Eine seltene Krankheit in der Familie überforderte mich zusätzlich. Der Sturm aus Misstrauen, Frustration, Streitigkeiten und vielen Tränen tobte und ebbte einfach nicht ab.
Endlich gefeuert!
Heute weiss ich, das war meine Rettung. Der Moment des Gefeuertwerdens war ein absoluter Tiefschlag. Ich liebte meine Aufgaben, Verantwortlichkeiten und meine Kunden. Der Job war mein Leben. Der Team-Alltag und die Politik machten mich jedoch zusehends krank. Vermutlich lauerte der Burnout bereits in der nächsten Seitenstrasse. Es konnte nur diese eine Konsequenz geben: Meine Line Managerin musste mich feuern. Es sei dahingestellt, dass mich das „Wie“ enttäuschte. Im Rückblick ist das auch völlig unwichtig.
Übernimm Verantwortung – jetzt!
Der Sturm ebbte ab, doch meine so scheinbar schöne Welt war wie ein Kartenhaus zusammengefallen. Mein liebevolles Ego, das mich bisher in Leichtigkeit überall hin begleitet hatte, war verletzt. Die Kämpferin in mir wusste, was sie nicht mehr wollte. Nur, was denn bitteschön stattdessen? Das erste Mal in meinem geradlinigen Berufsleben war ich überfordert und hatte so gar keinen Plan. Heute weiss ich, das gehört zum Leben dazu. <<PS: Bitte erinnert mich daran, falls ich es irgendwann mal wieder vergessen sollte.>>
Vorweg genommen: Heute bietet mir mein berufliches Umfeld die Möglichkeit, meine Werte zu leben. <<PS: Hatte ich schon erwähnt, dass ich im gleichen Corporate tätig bin?! >>Ich habe ein erfülltes und glückliches Privatleben. Ich bin achtsamer, schlafe ausreichend, meditiere täglich, übernehme Verantwortung für meine Gedanken und Gefühle, fokussiere mich auf die Möglichkeiten, die das Leben bereit hält, reflektiere regelmässig und überlege mir, welchen positiven Beitrag ich leisten kann, ohne mich dabei zu verlieren. Ich ernähre mich viel besser und regelmässiger Sport gehört zu meinem Leben. Allerdings war das eine lange Reise.
Zuvor war meine Karriere ein stetiger Fluss. Aktives Teilnehmen war nicht nötig. Es floss alles quasi von ganz allein. Mit Berufsausbildung, Wirtschaftsrechtsstudium, Spezialisierung im internationalen Steuerrecht und langjähriger Berufserfahrung war mein Profil „Corporates‘ Most Wanted!“. Das entsprach genau meinem Plan. Fleissig sein, Karriereleiter hoch und dann kommt das schon gut. Mit dem später mühsam erworbenen deutschen Steuerberaterexamen und der Spezialisierung in internationalen Verrechnungspreisen perfektionierte ich es geradezu. Meine Zukunft war „klar wie Klossbrühe“, wie man im Norden so schön sagt. Ich nahm in Kauf, was ich dafür alles aufzugeben hatte.
Nun war ich also gefeuert. Ich stellte mir Fragen: Wer bin ich, wenn ich in den Spiegel schaue? Was möchte ich tatsächlich? Was tut mir gut? Wo ist bei all dem der Sinn? Warum passen meine Jeanshosen nicht mehr?
Der bisher perfektionierte Karrierefluss kam gefühlt an einen verdammt hohen Damm ohne Durchfluss. Ich wollte mehr, ich wollte etwas anderes. Nur, was?
Ich hatte das Glück einen Coach zu finden, der mich dabei begleitete, den Damm zu durchbrechen. Er, selbst in oberster Führungsebene eines Corporates, stellte mir Fragen, die ich bisher nicht beantworten wollte. Ich sagte mir: In seiner Position sollte er ja schliesslich wissen, wie das geht. Ich hatte keine Ausrede!
Ich kam nicht umhin, Fragen über mich, mein Leben und meine Gefühle zu beantworten. In Babyschritten erinnerte ich mich wieder daran, meiner Intuition zu folgen. Im Strudel der Gefühle, zunächst nur im Kreis, habe ich viele Tränen vergossen, mich von meinem damaligen Partner getrennt, bin gereist, habe viel geschlafen, war viel in der Natur, habe mit dem Joggen begonnen, und schliesslich habe ich mich wieder gefunden. Mir wurde klar, es ist nicht wichtig, was für einem Job ich nachgehe oder wo, so lange dieser im authentischen Einklang mit mir selbst ist.
Nur, wie weiter? Immer wieder diese Zweifel… Wie früher bekam ich Job-Angebote, aber nicht „Mirjam“, sondern mein geradliniges Berufsprofil und die bekannten Erfahrungen wurden gesucht. Nicht nur die Arbeitslosenkasse wollte mich davon überzeugen, erstmal einen vermeintlich sicheren Job anzunehmen und dann aus ungekündigter Position weiter zu suchen. Ich strauchelte, nur fühlte sich genau das nicht gut an.
Meine Verantwortung – Mein Erfolg
In der Zwischenzeit in Teilzeit in einem mich nicht sehr forderndem Job, beschloss ich am 23. August 2013 meinen nächsten Chef einfach selbst auszusuchen. Warum nur als Kandidatin passen? Der Chef sollte doch auch zum Kandidaten passen, oder? Mit diesem Vorgehen habe ich viel Kopfschütteln geerntet. Etwas wunderlich war ich ja schliesslich schon immer. <<PS: Ein riesen Dankeschön an all meine Lieblingsmenschen, die mich trotzdem unterstützt haben!>>
Meine Top Ten waren schnell aufgelistet. Ich traf eine ausgezeichnete Wahl und erlebte drei wundervolle Jahre, in welchen ich unglaublich viel lernen durfte und in Leichtigkeit mit allen meinen Ecken und Kanten ich selbst sein durfte. Körpergewicht, Gesundheit, Freizeit- und Privatleben fügten sich übrigens von ganz allein. Ich wurde nicht nur zu Schild und Schwert der Abteilung, sondern auch für mich selbst. <<PS: Die Jeans passten auch wieder.>>
Aber wie das so ist, das Leben bleibt im Fluss. Mal gibt es eine Abzweigung, mal einen Stau, mal Unruhe und andere Hindernisse, die zu überwinden sind. So ziehen auch Chefs weiter und andere Umstrukturierungen stehen an. Einfach mit dem Fluss gehen?
Mein Aha-Moment
Eines schönen Morgens auf meiner Joggingrunde durch das Aarbachtobel erinnerte ich mich wieder an die Worte meines Chefs. Immer und immer wieder hatte er gesagt;
Mirjam, du spürst einen Sandsturm aufziehen, obwohl du dich auf hoher See befindest und weit und breit kein Land in Sicht ist.
Mirjam, du weisst, dass du das Talent hast, Menschen zu begeistern?!
Mir fiel plötzlich ein, dass weit vor Wirtschaftsrechtsstudium, Corporate-Laufbahn etc. mein allererster Chef in einem mittelständischen Grosshandel genau das immer wieder gesagt hatte. Merkwürdig, dass mir das plötzlich in den Sinn kam. Ich beschloss, genauer hinzuschauen.
Personal – Business – Team Coach & Mindfulness Trainer
Herbst 2017 – Da war sie wieder, meine Intuition. Ich wurde aktiv. Und natürlich gab es die eine oder andere Lernkurve seither. Da waren Umwege, viele Fragen, Emotionen, Zweifel, Negativspiralen etc. Nun, so ist das Leben halt, habe ich gehört – gerade für Menschen wie mich, die alles in absoluter Hingabe und Herzensüberzeugung tun.
Heute helfen mir diese Erfahrungen, Menschen dabei zu begleiten, achtsamer zu sein, ihrer Intuition zu folgen, um ihre Ziele und Träume zu verwirklichen. Ich lade sie dazu ein, bei sich zu beginnen, Klarheit über ihr Wertesystem und ihrem Sinn im Leben zu erlangen, Ressourcen wieder zu entdecken, loszulassen, sich vielleicht neu zu orientieren und den einen oder anderen Perspektivwechsel einzunehmen. Mehr braucht es nicht. Ich habe da ja schliesslich so meine Erfahrungen gemacht! Und kann ich dann nur einen einzigen Menschen dabei unterstützen, seinen Damm zu brechen, ist das persönliche Erfüllung genug. Happy End 1.0! Ein unglaubliches Gefühl. Schön, geht meine Reise weiter…